Ein Dialog mit Dr. Cristina Simion von der Tiny Griffon Galerie, Nürnberg.
Welches war deine letzte Ausstellung und welches wird die nächste sein?
Ich bin sehr froh, sagen zu können, dass in den letzten zwei Monaten (März und April 2017), das neuste Projekt, an dem ich gearbeitet habe, in mehreren Räumen gleichzeitig ausgestellt wurde und ein sehr gutes Feedback erfahren hat: Im März in Leipzig, im Showroom der Galerie Artae Leipzig, im April in der Galerie Tiny Griffon in Nürnberg und Ende April 2017 wiederum in Leipzig im Open Studio im Rahmen des Großen Frühlingsrundgangs Spinnerei 2017 – ein Kulturereignis, das mittlerweile sehr wohl bekannt und sehr besucht geworden ist (über 20.000 Besucher jährlich).
Im Juli werde ich dieses Projekt in seiner Multimedia-Endformel gemeinsam mit Sorin Manu (bildgestaltender Regisseur und Filmproduzent) in der Galerie Adahan in Istanbul vorstellen.
Kannst du in Kürze das Konzept deiner letzten Serie von Arbeiten beschreiben?
Ich finde dies ein sensibles Projekt der Selbsterkenntnis, hervorgegangen aus der eigenen inneren Unruhe und vielen, vielen Fragezeichen, die ich – und eigentlich wir alle – uns immer wieder auf unserem Weg stellen.
Allein der Titel, Transcendents, leitet uns zu einer „anderen“ Art des Herangehens, einer tieferen, einer spirituell-mystischen an all das, was uns umgibt.
Und, wie ich es grundsätzlich liebe mit dem banalen „Werkzeug“ des Alltäglichen zu arbeiten, bin ich bei diesem Mal von einer einfachen Kaffeetasse ausgegangen, jener Tasse, die für das Ritual des Lesens aus dem Kaffeesatz vorbereitet war – als Symbol, das genauso viele „Spekulationen“ erlaubt, wie viele wir uns einbilden können: Spekulationen über das Vergangene, über die Gegenwart, über die Zukunft – als mystische Projektionen der menschlichen Psyche. Eigentlich handelt es sich um allgemein gültige Anhaltspunkte, um sensible Variablen des menschlichen Geistes, des menschlichen Daseins im Allgemeinen – mit denen sich jeder von uns identifizieren kann.
„… ein sensibles, introspektives Projekt, hervorgegangen aus der eigenen inneren Unruhe und vielen, vielen Fragezeichen.“
Die Idee kann ein Spiel sein, ein Spiel mit und über uns selber, eine Anregung zur Träumerei, zur Reflexion und zur Selbstanalyse unseres Wesens, die zu transzendentalen Erfahrungen der (Wieder)entdeckung der Wirklichkeit anspornt, durch das Suchen von Zeichen, von Symbolen und ihrer Entzifferung durch das Filter unserer Existenz.
Fragen über die Zukunft, über die Vergangenheit, der Kampf mit der Gegenwart – begleiten uns immer. Wir befinden uns täglich auf einer Reise durch das ganze Leben, von der Vergangenheit bis in die Zukunft…, durch ein ganzes Schicksal, wobei wir versuchen, Sinngehalte zu finden, aber auch Herausforderungen oder den Reiz, weiterzugehen. Wir pendeln irgendwo oben drüber, gehetzt von Extremen, zwischen dem Gestern und dem Morgen, selten im Gleichgewicht, das Heute in Angriff nehmend. Zwischen dem Sich- Auseinandersetzen mit der Vergangenheit und dem chimärischen Aufbau der Zukunft – wo befindet sich da die GEGENWART?…Eigentlich – die einzige Gewissheit, die wir haben? Welches ist die Wirklichkeit, was ist Wirklichkeit? Leben wir in einem Zustand der Hypnose…., in dem die Dinge geschehen? In welchem Maße tragen wir dazu bei, dass sie geschehen?
Als Symbol für dieses Projekt gewählt (aber auch für die plastischen Eigenschaften des Bildes, das der zurückgebliebene Kaffeesatz hinterlässt), ist die Kaffeetasse bereit, neue okkult-mysteriöse Bedeutungen des Lebens, des menschlichen Schicksals aufzudecken, entziffert im ZUFÄLLIG Abstrakten der „Malerei“ in dem auf Wänden der Tasse oder auch im Unterteller verbliebenen Kaffeesatz – als ein Deuter der Vergangenheit.
Scheinbar ein leichtfertiges oder heiter-spekulatives Spiel, ist das Lesen aus dem Kaffeesatz zu einem häuslichen Ritual geworden, verwurzelt in der Ökonomie des Alltags, basierend auf einer wunderbaren Ikonografie voller Symbole – Tiere, Pflanzen, Vögel, Landschaften, Menschen, Konstellationen, Ziffern oder Buchstaben usw.- auf Grund derer wir frei sind „die Schöpfer“ zu spielen…., es ist ein Spiel, in dem alles möglich ist.
„Als Symbol für dieses Projekt gewählt (….) ist die Kaffeetasse bereit, neue okkult-mysteriöse Bedeutungen des Lebens, des menschlichen Schicksals, aufzudecken, entziffert im zufällig Abstrakten der `Malerei im Kaffeesatz“.
Welches sind die Meister/die Künstler, die dich beeinflusst haben?
Es ist sehr schwer, diese Frage zu beantworten, ich liebe viele Künstler aus mehreren Epochen der Kunstgeschichte und ich glaube, dass auf einer oder anderen Art und Weise alle mich angeregt, mich herausgefordert haben. Ich müsste die ganze Kunstgeschichte durchstreifen, bis in die Gegenwart. Ich würde mit dem Mittelalter, der Vorrenaissance und der Renaissance beginnen, dort, wo das Mystische, das Transzedentale, an das ich vorhin erinnerte, mehr als anderswo spürbar sind….: Die byzantinischen Ikonen, Fresken, Manuskripte, Mosaike, Preziosen, Ornamente und eine außerordentliche Ikonografie. Starr-strenge Porträts, eine eingefrorene Zeit, monumentale Architektur, Landschaften, wie aus einer anderen Welt….und so viel Atmosphäre, die man fast körperlich fühlt – die italienische Schule (Giotto oder Fra Angelico, Pinturicchio, Ghirlandaio, später Piero della Francesca, Paolo Ucello oder Boticelli), die deutsche Schule (Cranach, Holbein, Dürer), die flämische (Jan van Eyck, van der Weyden, Memling, Bosch, dann Rembrandt oder Vermeer), die französische (Georges de la Tour) oder die spanische (Velasquez).
Anschließend würde ich direkt in die Moderne tauchen – bis hin zur Gegenwart (20. und 21. Jahrhundert), dort, wo ich mich genauso nahe angekommen empfinde, diesmal aber näher zum unkonventionellen Phänomen in der Kunst, und das in fast allen seinen Ausdrucksformen – Malerei (abstrakt oder figurativ), Collage, Assemblage, Objekt, Installation, Foto, Peformance oder Video: Malevich, Kandinsky, Magritte, Ernst, Kurt Schwitters (Assemblage), Marcel Duchamp (Readymade), Fluxus, Beuys, Daniel Spoerri, Gerard Racinan (Foto), Hermann Nitsch (Performance), Damien Hirst, Arman, Christian Boltanski, Alberto Burri, Antoni Tapies, Robert Rauschenberg, Jannis Kounellis, Song Dong, Hotel pro Forma und sehr viele andere.
Warum hast du es gewählt, einen relativ sicheren und prestige- sicheren Job im akademischen Milieu in Rumänien zu verlassen um das Abenteuer zu wagen, in ein unbekanntes Land und in eine unbekannte Umgebung zu ziehen?
Durch meine Ausreise aus Rumänien habe ich auf viele Dinge verzichtet, die ich in Rumänien hatte, sicherlich Dinge, die ich wahrscheinlich anderswo nicht haben werde oder für die eine gewisse Zeit vergehen muss, damit ich sie erstehe. Aber am meisten hat die Tatsache gewogen, dass ich in Rumänien nicht meinen Platz gefunden habe – als Individuum in seinem eigenen Lande, verloren in der Unsicherheit von Systemen im ständigen Wandel und anscheinend immer gegen das Individuum gerichtet; ich war von einer Gesellschaft enttäuscht, die immer aggressiver und deprimierender wurde.Beruflich gesehen, wünschte ich mir, mehr Zeit zum Gestalten, zum Kreieren zu haben, mich nicht mehr „aufteilen“ zu müssen zwischen dem Job an der Hochschule, anderen kleineren Jobs und dem Atelier. Die Teilnahme an verschiedenen künstlerischen Events im Ausland hat mir gezeigt, dass es auch anders geht, und in den letzten Jahren habe ich immer wieder gedacht, ehrlich gesagt nicht ohne Bange, dass es wahrscheinlich das schönste Geschenk sein kann, das mir das Leben bietet – ausschließlich Künstlerin zu sein, die sich nur um ihre Kunst kümmert, von der sie sich ernährt, im wörtlichen und im übertragenen Sinne.
Auch, was den Job an der Hochschule betrifft, war es nicht leicht, darauf zu verzichten, weil ich ihn mochte, ich fühlte mich zwischen den Studenten wohl und ich fühlte auch, dass mich die Studenten schätzten. Es wären aber ein paar Dinge, die, nach meiner Ansicht, wichtig aufzuführen sind. Ich meine, dass das universitäre System in Rumänien, was Kunst betrifft, in gewisser Weise falsch verstanden wird, sogar von jenen, die es aufgebaut habe, es verwalten, jenseits von den reell notwendigen Ansprüchen eines Bildungssystems.
„Ein Künstler, ein Profi, braucht nicht -zig Diplome und abertausende geschriebene Seiten, um einen Lehrstuhl inne zu haben.“
In allererster Linie – eine verästelte Bürokratie, dann die Pflicht einer Forschung exklusiv in Richtung Schreiben, die ich nicht unbedingt relevant im Falle der praktisch arbeitenden Künstler finde. Leider (oder zum Glück) wollen und können nicht alle Künstler, seien es Maler, Musiker, Tänzer usw. Bücher oder Artikel schreiben, publizieren, mit dem Kugelschreiber in der Hand dastehen – anstatt künstlerische Projekte zu entwickeln, eigentlich das, was sie am besten können. Ich habe mich immer gefragt, ist das nicht auch Forschung? Ich bin der Meinung, dass ein Künstler, ein Profi, nicht -zig Diplome und abertausende geschriebene Seiten haben muss, um einen Lehrstuhl inne zu haben und professionell zu arbeiten! Eine Lehrkraft zu sein bedeutet m. E. viel mehr…. eine Lehrkraft kann bilden, zur gleichen Zeit aber kann sie Leben zerstören. Die Erfahrung als Mentor, die Optimierung einer Arbeitsmethode geschieht im Laufe der Zeit, und es gibt Dinge, die dir nicht durchwegs ein Diplom oder eine Doktorarbeit bescheinigen kann.
Also habe ich mich irgendwie vom System eingefangen gefühlt und nicht als ein Teil von diesem, mein Beruf ist zur Routine geworden, eine Routine, mit der ich mich nicht abfinden wollte. Ich habe ein warmes Plätzchen und eine bemerkenswerte gesellschaftliche Position aufgegeben für den schwersten Kampf: den, alles vom Neuen zu beginnen und meinen Platz zu suchen…
Ich weiß nicht, ob ich ihn unbedingt gefunden habe und weiß auch, dass mir ein langer Weg bevorsteht – ich bin eine Perfektionistin, aber ich sehe mich auf dem richtigen Weg.
Welches war die größte künstlerische Herausforderung in Deutschland?
In die künstlerische Gemeinschaft und einigermaßen ins System einzudringen, war ein schwerer Schritt, aber ein großer. Ursprünglich habe ich zaghaft versucht, Bewerbungen für verschiedene künstlerische Events zu verschicken – einige haben funktioniert, andere nicht.
Ich habe die Städte gewechselt, bin aus Hamburg nach fast acht Monaten nach Leipzig gezogen für ein Artist in Residence von drei Monaten in der Spinnerei, einer ehemaligen Baumwollfabrik, die in ein Zentrum der Kunst umgewandelt wurde, berühmt in ganz Deutschland und in Europa. Nach diesem Vierteljahr, begeistert vom kulturellen Angebot und der Dynamik der Stadt, vor kurzem erneut zum „Neuen Berlin“ ernannt, habe ich beschlossen, hier zu bleiben. Nur das Glück, und ich glaube noch immer daran, hat dazu geführt, dass nach einer Bewerbung für ein Atelier in der berühmten Spinnerei, an deren Erfolg ich damals nicht so sehr geglaubt habe, sofort die Antwort kam – und die war positiv!
Es stimmt, dass anschließend die Dinge etwas einfacher wurden, weil inmitten der Ereignisse zu stehen, immer präsent zu sein, dich zu integrieren und immer mehr im kulturellen Leben schlechthin zu interagieren – bleibt immer noch eine große Herausforderung.
Aber die größte persönliche Herausforderung?
Auf persönlicher Ebene war die schwierigste Barriere die Sprache, denn Englisch reicht nur auf dem Niveau eines Touristen. Ich fühlte mich wie ein Kind, das sprechen lernt, …aber ich war ein großes „Kind“, mit dem Bedürfnis, vieles sagen zu wollen, wichtige und komplexe Dinge zu kommunizieren, anderenfalls würde ich untergehen.
Wenn ich jetzt, nach fast drei Jahren, zurückblicke, meine ich, dass dieser Umzug das wichtigste Ereignis in meinem bisherigen Leben war. Von Anfang an war alles eine Unbekannte, ich habe mir nicht viele Fragen gestellt, möglicherweise wäre ich so gar nicht ausgereist. Sicher ist, dass diese Erfahrung mich fast gänzlich verändert hat, mir neue Dinge und Gefühle offenbarte, in mir eine neue Art von Bewusstsein hervorgerufen hat, und dafür bin ich sehr dankbar.
Was geschieht mit der künstlerischen Gemeinschaft in der Spinnerei? Kannst du eine Parallele zwischen der Spinnerei und der Pinselfabrik ziehen? Welche Chancen haben solche Gemeinschaften bei der Umgestaltung ehemaliger industrieller Räume?
Die Spinnerei ist eine ehemalige Baumwollfabrik, die in ein internationales kulturelles Zentrum umgewandelt wurde, eine Referenz auf der kulturellen Karte Leipzigs, Deutschlands und Europas. Hier befindet sich der Großteil der Galerien und Ausstellungsräume Leipzigs, zudem auch Theater, Kinos und Ateliers, unter ihnen jene von Künstlern wie Neo Rauch – der berühmte Vertreter der Neuen Leipziger Schule – oder von bedeutenden Namen auf internationaler Ebene, wie Tilo Baumgärtel, Rayk Goetze oder Michael Triegel und von sehr vielen internationalen Künstlern, unter denen ich mich auch befinde.
Das Modell Spinnerei ist nicht einzigartig, es ist sogar in Mode, die Übernahme industrieller Räume und ihre Umgestaltung in Räume mit künstlerischem Ziel ist eine Phänomen, das immer bemerkbarer wird, auch in Rumänien, insbesondere in Großstädten, und das ist fabelhaft. Die Pinselfabrik in Cluj ist einer dieser Räume, sogar einer der ersten, und funktioniert ähnlich, nur in kleineren Dimensionen – ich weiß nicht so recht, was heuer geschieht, habe gehört, die Pinselfabrik wurde umorganisiert, es haben gewisse Spaltungen und eine Destabilisierung stattgefunden.
Durch diese Umgestaltung könnte einerseits das Problem der Ausstellungsräume und jenes des künstlerischen Schaffens gelöst werden (gemeint: der Ateliers), die es in Rumänien in nur geringer Anzahl gibt. Andererseits kann die Vielseitigkeit dieser Räume durch ihre visuelle und architekturelle Dynamik sowie durch das Unkonventionelle dem künstlerischen Tun besondere Möglichkeiten bieten, ich würde sagen: provokante Möglichkeiten!
Andererseits – kann das Erscheinen solcher Räume im urbanen Rahmen im Laufe der Zeit zu einem außerordentlichen kulturellen Aufschwung führen, zu einem Nacheifern und einer künstlerischen Dynamik – ein reales Bedürfnis für jede Gemeinschaft.
Die Spinnerei gibt es in dieser Form seit fünfzehn Jahren, sie ist bereits ein Ort mit Tradition, ein künstlerischer Kernpunkt, besucht nicht nur von Sammlern oder Kunstliebhabern, aber auch von Touristen, die dieses kulturelle „Gefüge“ wie eine Attraktion betrachten!
Gibt es seitens der lokalen Behörden in Leipzig Unterstützung?
Glücklicherweise gibt es in Leipzig und in Deutschland im allgemeinen ein System und eine Gesetzgebung, die den Künstlern zu Hilfe kommt. In Leipzig gibt es eine reelle Unterstützung seitens der örtlichen Behörden, das will heißen, sie sind für eine Finanzierung von Projekten aus allen Bereichen der Kunst offen – visuelle Kunst, Film, Theater usw.- durch das Kulturamt, den Kulturfonds des Bundeslandes Sachsen. Vom Privaten her – gibt es Sponsoren von großen Dimensionen, wie die Sparkasse Leipzig, aber auch die Spinnerei selbst ist ein öffentlich-privater Partner.
Leipzig definiert sich schrittweise erneut zu einem überaus wichtigen kulturellen und künstlerischen Zentrum. Sicherlich, die Leipziger Buchmesse erfreut sich bereits eines exzellenten internationalen Rufes. Kannst du auch andere Events oder Richtungen erwähnen, die zur „kulturellen Renaissance“ dieser Stadt beitragen?
So wie bereits erwähnt, präsentieren schon jetzt viele Artikel die Stadt Leipzig als „neues Berlin“. Es ist wahr, dass in den letzten Jahren Leipzig auf allen Ebenen gewachsen ist, vor allem auf kultureller Ebene. Die Stadt ist immer dynamischer durch seine Vielzahl von Ereignissen, einige sind traditionsgebunden, andere wiederum neu. Ich kann ein paar von ihnen erwähnen: Dok Leipzig – das älteste Dokumentarfilm-Festival Deutschlands (heute zum 60. Mal), Bachfestival, Designfestival Leipzig, Spinnerei-Rundgang, Mendelssohn Days, Wagner Festival, Schumann Festival Week, Euro-Scene Leipzig, Jazzfestivals, Wave – Gotik-Treffen, Lindenow, Leipzig lacht! Und andere Events oder Messen (Film, Buch, Kunst usw.)
Kann so eine Erfahrung auch in Rumänien durchgesetzt werden?
Ja, selbstverständlich, wenn es erwünscht wäre!
Welche Rolle spielen deine Wurzeln und deine künstlerische Ausbildung für deine Ausdrucksform als Künstlerin?
Auch das ist eine schwere Frage, wenn ich bedenke, dass seit dem Zeitpunkt unserer Geburt wir ein komplexes Gepäck mit uns schleppen…,das verschiedenste Elemente durchmischt, vom Genetischen zur Erziehung zu Hause, in der Welt und in der Schule.
Es ist klar, dass dies alles mich definiert, als Individuum und als Künstlerin.
Was die künstlerische Ausbildung betrifft, so ist eine symbolische Seite bei mir bemerkbar (codiert und ikonografisch), ich würde sagen, eine konzeptuelle Seite, in allem, was ich mache, unabhängig davon, ob ich abstrakte oder figurative Richtungen wähle, etwas mehr experimentelle oder traditionelle.
Ich habe ein Fachstudium abgeschlossen, in dem ich sowohl weltliche Kunst wie auch religiöse studiert habe – das Bild von ikonografischem, semantischem Typus, aber auch zahlreiche Maltechniken, auf verschiedenstem Grund und in verschieden Räumlichkeiten. Das hat mich herausgefordert und mir erlaubt, viel zu experimentieren. Dass ich zur Zeit im allgemeinen Multimedia-Projekte umsetze, die verschieden Techniken und „das Spiel“ mit dem Raum implizieren, schulde ich meiner multidisziplinären Ausbildung.
Aber ich bin auch eine für Experimente offene Person und akzeptiere viele Herausforderungen. Ich mag es, Einzelprojekte zu haben, arbeite aber auch mit Vergnügen mit anderen Künstlern zusammen – im Fall von Installationen oder bei gemeinsamen Projekten. Meine Promotion, in deren Rahmen ich das unkonventionelle Phänomen der zeitgenössischen Kunst studiert habe, war ein Studium, das mir verholfen hat, sowohl die zeitgenössische Kunst wahrzunehmen, wie auch die persönlichen Projekte, die ich in unkonventionellen Räumen oder mit unkonventionellen Materialien umsetzte.
Über die Rolle meiner Herkunft fällt mir schwer zu reden; ich bin der Auffassung, dass ich ein Mensch bin, der bestimmte Sachen macht, weil er mit ihnen geboren worden ist…, weil diese ganz einfach in ihm stecken, irgendwie Einprägungen, Abdrucke seines Ortes, seines Wesens, seiner Familie sind.
Und dann schichten sich Ausbildung und Lebenserfahrung darüber. Es ist eine Kombination zwischen dem, was mir gegeben worden ist, zu sein, und dem, was ich sein möchte, ein Etwas, an dem ich Tag für Tag arbeite.
Je mehr Zeit vergeht, desto bewusster werde ich meiner Wurzeln, ich spüre sie, ich suche sie. Und… das, was am schönsten ist, ist die Tatsache, dass ich mich zusammen mit meinem künstlerischen Gestalten selbst entdecke und zeitgleich durch das Prisma dessen, was ich bin, gestalte.
Persönliche Website: http://www.anamaria-avram.ro
Fotografien aus der persönlichen Sammlung der Künstlerin.
Übersetzung ins Deutsche: Andrea Wisniowski
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