Ein Kurzinterview mit Irina Margareta Nistor über den Dokumentarfilm Chuck Norris vs. Communism

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Der Dokumentarfilm Chuck Norris vs. Communism spricht über die illegale Einführung der westlichen Filme nach Rumänien, wie von einem Ventil in einer Zeit als das Leben der Leute sehr schwer war. Glauben Sie, dass das Ansehen dieser Spielfilme eine bloße Unterhaltungsfunktion hatte oder bedeuteten sie viel mehr?

Wie die Aussagen vieler durch Ilinca Călugăreanu, der rumänisch stämmigen in London lebenden Regisseurin, interviewten Personen ergeben, stellten die Filme eindeutig für die Menschen eine Unterhaltung dar, insbesondere, weil das rumänische Fernsehen täglich nur zwei Stunden ausstrahlte und es nur einen einzigen Sender gab, auf dem alles zutiefst ideologisiert war. Die Filme scheinen jedoch neben der Unterhaltung auch Hoffnung gegeben zu haben oder sie haben zumindest zugelassen, dass westliches Gedankengut in ein außerordentlich vom Rest der Welt isoliertes osteuropäisches Land eindringt. Sie haben Vorbilder geschaffen, beginnend bei Mode bis zur Architektur (sichtbar bei den Villen und Schwimmbädern, derjenigen, die sie sich nach 1989 leisten konnten), aber möglicherweise auch unterschwellig, ein Wunsch nach Freiheit.

Haben Sie sich in den Jahren vor 1989 als sie an der Synchronisation dieser Spielfilme arbeiteten, in Gefahr gefühlt?

Ob ich in Gefahr war oder nicht, war mir nicht so klar, denn das war das damalige System – dich in Angst und Bange zu versetzen. Falls sie jedoch die Absicht hatten, Maßnahmen zu treffen, hätten sie das sofort machen können, weil sie genau wussten, wer ich bin (ich arbeitete bei dem nationalen Fernsehen) und Herr Zamfir, der das Geschäft beaufsichtigte, auch er war leicht zu überwachen.

Für die Leser, die nicht so gut über die 80er Jahre in Rumänien informiert sind, wollen wir erwähnen, dass zu jener Zeit, Wasser und Strom rationiert war, einige Grundnahrungsmittel gab es nur mit Lebensmittelkarten und das Fernsehprogramm war nur auf zwei Stunden am Tag beschränkt und beinhaltete Propaganda im Übermaß. Erinnern Sie sich an Kommentare aus der Zeit von denjenigen, die sich die Filme über das Leben außerhalb des Eisernen Vorhangs anschauten?

Zu jener Zeit kommentierten die Leute nicht, weil sie Angst hatten und es gefährlich war. Verleumder gab es an jeder Ecke. Stattdessen wissen wir heute aus diversen Aussagen, sogar aus dem Dokumentar, dass sie über die Autos, den Überfluss in den Supermärkten und den Kontrast mit den täglichen Mängeln in Rumänien, erstaunt waren.

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Als Sie bei der nationalen Fernsehanstalt beschäftigt waren, bestand eine ihrer Aufgaben darin, bestimmte Szenen aus den für die Ausstrahlung zugelassenen Filmen zu zensieren. Was waren die Hauptziele der Zensur und was durfte nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden?

Meine Aufgabe war nicht die Szenen zu zensieren, sondern das was die ideologischen Kommissionen erforderten, auszuführen, ich musste aufschreiben was gelöscht werden sollte, Techniker schnitten bestimmte Szenen anschließend raus und setzten es vielleicht nach der Ausstrahlung wieder ein. Die im Allgemeinen störenden Sachen waren Bezugnahmen auf Kirchen, Sex, auch wenn absolut unschuldig, außereheliche Beziehungen, Alter (damit da keine Anspielung auf die beiden Führer zu sein scheint), Wohlstand, unabhängig davon, ob es um die geräumigen Häuser oder die überreichen Tische ging, übermäßiger Alkoholkonsum, dies hätte ebenfalls als eine Anspielung auf die Familie aus der Landesspitze sein können….

Welche Bedeutung hatte für Sie dieses Projekt in dem die unterdrückende Atmosphäre der 80er Jahre nachgebildet wurde? Führte es dazu, dass Sie die Wichtigkeit jenes Rebellionsaktes und die Auswirkungen, die es auf die zahlreichen Zuschauer aller Altersstufen hatte, neu bewerteten?

Eher schmeichelte mir die Wichtigkeit, die die Menschen dieser Handlung erteilten, denn ich nahm es nicht als Rebellion auf, sondern sah es als eine unverhoffte Chance an, Filme zu sehen, gleiches gilt auch für die Zuneigung, die die Zuschauer außerordentlich unterschiedlicher Generationen mir gegenüber immer noch zeigen. Darüber hinaus habe ich gesehen was die Filmabende oder eher Nächte bedeutet haben, die außerdem bemerkenswert gut mit allen Details, die mich oftmals überrascht haben, nachgebildet wurden. Ich gestehe, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, was in den Wohnblöcken des ganzen Landes geschah und auch nicht, dass die Abhängigkeit von den verbotenen Spielfilmen so groß geworden war.

Der Dokumentarfilm Chuck Norris vs. Communism (UK/Rumänien/ Deutschland), Regieführung – Ilinca Călugăreanu, Produzenten – Mara Adina und Brett Ratner, hat an den Filmfestivals Sundance, Edinburgh, Los Angeles, Seattle, Anonimul teilgenommen und wird ab November 2015 in die deutschen Kinos kommen.

Foto: Irina Nistor persönlichen Archiv

Übersetzung aus dem Rumänischen: Brigitte Mueller, Lighthouse Translations.

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