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Die letzten fünfundzwanzig Jahre haben eine sehr willkommene Welle unerwarteter Aufmerksamkeit seitens der internationalen Filmkritiker hinsichtlich der rumänischen Filmwelt gebracht. Viele der rumänischen Filme, die an unterschiedlichen Festspielen teilgenommen haben, bekamen zahlreiche Preise, bewirkten in der Welt Interesse und bekamen Fans.

Nae Caranfil, Regisseur eines der bemerkenswertesten Filme des Neuen Rumänischen Kinos, der leider zu wenig bekannt ist, E pericoloso sporgersi (1993), ist aber auch der Macher des Films Philanthropie (2001), einer der beim Publikum beliebtesten Filme. Eine sehr seltene Komödie, entzückend und bezaubernd, bitter und auch mit einem Hauch von Traurigkeit, ein Film, den man sich immer wieder gern ansehen kann.

Eine urkomische Farce und eine wirklich teuflische Verwicklung, der Film Philanthropie geht auf satirische Weise an das „Wunder “ der Freiheit und des Kapitalismus im gegenwärtigen Rumänien heran.

Ovidiu, ein 35 jähriger Junggeselle, der noch immer bei den Eltern lebt, gehört zur Bukarester Schicht der „Diplombettler“(Schmarotzer). Er ist ein Literaturprofessor, der gegenüber seinen Schülern, die Mercedes fahren und Handys haben, keinerlei Autorität hat. Sein selbst veröffentlichtes Buch hat überhaupt keinen Erfolg und der Erlös aus dem Verkauf, reicht nicht einmal für ein Straßenbahnticket.

Als er Diana, ein Modell mit Fernsehauftritten, kennenlernt, krempelt sich sein Leben komplett um. Bis über beide Ohren verliebt, stellt sich Ovidiu als erfolgreicher Schriftsteller vor und überredet sie mit ihm auszugehen. Leider kostet ihn eine einzige Nacht mit Diana in der Disko seinen ganzen Monatslohn.

Die Rettung kommt in Form einer Stiftung, Philanthropie, geführt durch Don Pepe, ein mysteriöser, teuflisch unternehmerischer Typ. Pepe, zur Hälfte Künstler, zur anderen Geschäftsmann, ist ein Schriftsteller für Bettler, ein Rollen – Händler für Arme, ein Agent der Mittellosen. Die Rolle, die er für Ovidiu erfindet, ist eine ungewöhnliche Rolle….

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Von einem Tag auf den anderen findet sich der Professor im mittleren Alter mit Pepes Assistentin Miruna verheiratet, wieder. Er und seine falsche Gattin sind jede Nacht Partner in einer bizarren Rolle. Mit dem gewonnenen Geld, kann Ovidiu die Rolle eines reichen Mannes spielen und am Wochenende Diana beeindrucken.

Pepes Pläne übertreffen jedoch haushoch, alle Fantasie…


 

Eine einschneidende Satire, die in ihrer Gesamtheit Spaß macht – Philanthropie greift auf einfallsreicher Weise die vielen Arten an, in denen die Freiheit die in Rumänien gefangenen Bürger weiterhin einschränkt, während die Betrüger und die Neureichen mit vollen Händen von ihr profitieren.” 

~Lisa Nesselson (Variety)

In Philanthropie ist der Leitgedanke, die Industrie des Mitleids oder genauer, was geschieht mit einer Gesellschaft, die das menschliche Mitleid in ein Geschäft verwandelt.”

~Nae Caranfil, Regisseur (Film Menu, interview von Marius Panduru, 2014)

Philanthropie ist gleichzeitig eine beliebte Unterhaltung, ein subversiver Film und ein (paradoxes) Manifest des Machers, durch den bewiesen wird, dass man hochqualitatives Kino machen kann, ohne sein Publikum oder die Individualität zu verlieren.

~Alex. Leo Șerban (4 Jahrzente, 3 Jahre und 2 Monate mit rumänischem Film, Polirom – Verlag, 2009)


 

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  • Philanthropie (Filantropica), Domino Film Production, 2001, in Partnerschaft mit Mact Production, und Teilnahme des Centrul Național al Cinematografiei & Canal+, unterstützt durch Eurimages.
  • Szenario und Regie: Nae Caranfil
  • Darsteller: Mircea Diaconu, Gheorghe Dinică, Mara Nicolescu, Marius Florea Vizante, Viorica Vodă, Florin Zamfirescu, Constantin Drăgănescu, Monica Ghiuță.
  • Bildleitung: Vivi Drăgan Vasile
  • Die Originalmusik wurde von Marius Mihalache komponiert und dirigiert.
  • Kostüme: Svetlana Mihăilescu

Preise:

  • 6 Preise UCIN (Großer Preis, Bestes Szenario, männlicher Darsteller, weiblicher Darsteller)
  • Publikumspreis beim Internationalen Filmfestival von Paris 2002
  • Besonderer Preis der Jury des GoEast – Festivals , Wiesbaden 2002
  • Preis der jungen Jury bei dem internationalen Liebesfilm-Festival, Mons 2002
  • Publikumspreis bei dem Comedy-Festival “Juste pour Rire”, Montreal 2002
  • Publikumspreis beim internationalen Filmwochenende, Würzburg, 2003 (2002)
  • Besonderer Preis der Jury beim internationalen frankophonen Filmfestival, Bratislava 2003 (2002)
  • Preis für das beste Szenario beim internationalen Filmfestival von Newport Beach, USA 2003
  • Preis für den besten frankophonen Spielfilm, Athen 2006

Weitere Filmfestivals: Internationaler Filmfestival von Chicago (2002), Internationaler Filmfestival von Moskau ( 2002), Internationaler Filmfestival in “Transilvania”, Cluj (2002), Pilsen (2004), Festival der rumänischen Filme in Madison, Wisconsin (2007).

Quelle und Bilder: Domino Film.

Übersetzung aus dem Rumänischen: Brigitte Mueller, Lighthouse Translations.

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